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  • AutorenbildEmely Triebwasser

Fynn Kliemann - "POP"

„Haltet mich davon ab, ein neues Album zu machen“, sagte Fynn Kliemann nach der Veröffentlichung seines ersten Albums „nie“ und doch hat der Tausendsassa es wieder getan. „POP“ heißt das neue Album, welches heute unter seinem eigens gegründeten Label „Two Finger Records“ erscheint. Fynn setzt ein weiteres Mal auf die Strategie, die ihm schon beim ersten Album 100.000 Plattenverkäufe einbrachte, das Album ist nur bis um 23:59 Uhr am Erscheinungstag bestellbar, danach wird es nie wieder produziert. Damit will er einer Überproduktion entgegenwirken und setzt außerdem auf möglichst Umweltfreundliche und hochwertige Materialien, so wird ausschließlich FSC Papier verwendet und jede Platte ist ein Unikat in einer unverwechselbaren Batik-Optik.

Die zweite Platte kündigt Fynn Kliemann vor vier Monaten mit der Single „Eine Minute“ an, die Resonanz ist sofort überwältigend. Das worauf alle Fans, trotz seiner klaren Worte gegen ein zweites Album, gehofft haben wird wahr. „Eine Minute“ erzählt von der Banalität des Lebens, von Doppelmoral und Einzelschicksalen. Der Song ist außerdem auch der Opener von „POP“ und gibt einen kleinen Einblick in die Diversität der Platte.


Wer aufmerksam ist und die zweite Single „Alles was ich hab“ direkt nach der ersten Single „eine Minute“ hört erkennt wahrscheinlich schnell das Konzept, welches sich durch die gesamte Platte zieht. Alle Songs gehen beinahe nahtlos ineinander über und erzeugen so noch mehr den Eindruck eines Gesamtkunstwerks. Zu „Alles was ich hab“ muss ich ein paar Worte in eigener Sache loswerden. Denn ohne dieses Lied und die Doku zu Fynns ersten Album „nie“, welche am 25. April für 24 Stunden online verfügbar war, würde es diesen Blog vermutlich nicht geben.


Also Danke Fynn.


Danke für deine Worte und danke dafür, dass du mir unter anderem die Augen geöffnet hast manche Dinge einfach zu machen, denn es ist genauso wie du es in diesem Song so perfekt und simpel sagst: „Wers nicht versucht wird irgendwann ganz traurig“.


„Warten“ ist der dritte Track auf „POP“, hier schlägt Fynn einen sehr ernsten Ton an und gewährt einen sehr privaten Einblick in sein Leben. Wer ihn online etwas verfolgt hat eine Vorstellung davon, was für ein Workaholic er ist, kaum ist ein Projekt fertig, fängt er das nächste an, dabei immer den Satz auf den Lippen „Nur noch das hier, dann mach ich langsamer“. „Warten“ erzählt von Fynns Angst davor diesen Arbeitsdrang irgendwann auf die Spitze zu treiben und darüber den Blick für die simplen, aber sehr wichtigen Dinge in seinem Leben zu verlieren.


„Warten“ mündet in „Die Hook“, ein Song, der sich sehr mit Fynns Songwriting beschäftigt und der scheinbar endlosen Suche nach der perfekten Hook. Ein ewiges Streben nach Perfektionismus, welches Fynn schon in „Warten“ thematisiert und nun noch weiter vertieft. „Die Hook“ ist ein Song, der sehr an die Musik erinnert die Fynn unter seine Heimwerkervideos legt oder in seinen Instagram Storys mitten in der Nacht aus seinem Musikzimmer teilt.


Nachdem „Liebster Wahnsinn“ als fünfter Song das Tempo aus der Platte nimmt und uns etwas entspannen lässt, geht es weiter mit einem meiner Favoriten: „Regen“. Ein Track, der sich mit der Einfachheit der kleinen Dinge befasst, indem Fynn von Gerüchen erzählt, die für ihn nach Heimat riechen. Für mich hat der Song einen ähnlichen Vibe wie „Sardinien“ auf „nie“, da er sich mit sehr simplen Dingen beschäftigt, die so ihre Wertschätzung erhalten.


Einen großen Kontrast zum restlichen Album bieten Tracks wie „Der Flötist an den Toren des Morgengrauens“, von dem Fynn vor ein paar Tagen in seiner Instagram-Story erzählt hat, dass er sein Lieblingssong auf der Platte sei und „Vokabeln I“. Dieser Song ist mit nichts zu vergleichen, was Fynn bis jetzt veröffentlicht hat, ein Track, der ein extrem beklemmendes Gefühl auslöst, je länger man ihn hört. Die Vokabeln, die zu hören sind, werden immer bedrückender und die Abstände zwischen den einzelnen Wörtern immer länger, am Ende hinterlässt dieser Track mich bei jedem Hören mit einer dicken Gänsehaut.


Die fünfte Single, welche Fynn vor wenigen Wochen veröffentlichte dürfte der Lieblingssong einiger Hörer sein. „Twingo“ beschreibt ein sehr unbeschwertes jugendliches Gefühl, sorglos mit Freunden ohne Ziel „bis an den Arsch der Heide“ fahren, ohne ein Ziel vor Augen zu haben. Der perfekte Song für das wovon er handelt; einen Roadtrip in einem alten ranzigen Twingo.


Fynn Kliemann stellt mit „POP“ einmal mehr sein musikalisches Talent unter Beweis. Von vorne bis hinten durchdacht, perfektionistisch, genau wie man es von Fynns Musik kennt, aber trotzdem vertraut und einfach. Man kann Fynn förmlich in seinem Musikzimmer sitzen sehen, kurz vorm Hinschmeißen, weil nichts so läuft, wie er es sich vorstellt aber mit einer riesigen Freude an dem, was er tut. Genau das hört man aus „POP“ raus, die absolute Hingabe, mit der Fynn seine Musik macht, ist mitreißend und faszinierend. Hoffentlich auf ein Drittes!

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