Wie eine Bombe schlug die erste EP „Du musst an den Frühling glauben“ der Hannoveraner Band JEREMIAS in die deutsche Indie Landschaft ein. Und auch die zweite EP „alma“ (spanisch für Seele) kann sich sehen lassen. Denn Jeremias Heimbach (Gesang, Piano),
Oliver Sparkuhle (Gitarre, Synthesizer), Ben Hoffmann (Bass) und Jonas Hermann (Schlagzeug) zeigen aufs Neue ihr Songwriting-Talent, mit dem sie selbst melancholische Texte durch ein eingängiges Instrumental zu absoluten Sommerhits werden lassen. Schon letztes Jahr machte die Band als Support bei unter anderem OK KID oder Giant Rooks auf sich aufmerksam. Dicht gefolgt wurden diese Auftritte Anfang des Jahres von ihrer ersten eigenen Tour, auf der fast alle 18 Termine ausverkauft waren. Und das zurecht, JEREMIAS bringt neuen Wind in die Indie-Szene, ihren eigenen Sound haben sie in einem Genre gefunden,
welches sie selbst als deutschsprachigen „Diskofunk“ beschreiben.
Opener der EP ist „est. 2018“, ein reines Instrumental welches von 80er Videospiel-Vibes in den funkigen Stil des Quartetts mündet. Der Song zeigt das musikalische Talent von JEREMIAS und bereitet auf die restlichen vier Songs vor, die einen vergleichbaren Stil haben, der sich wie ein roter Faden durch „alma“ zieht.
Die erste Single „schon okay“, ist der zweite Song auf der neuen EP und kam parallel zur Tour raus. Ganz nebenbei knackte „schon okay“ schnell die Millionenmarke in den Streams. Die Single ist eine Hymne an das ausgelassene Gefühl des frisch verliebt seins. Tanzbar und leicht macht der Song Lust auf mehr und verdeutlicht sowohl wie talentiert die Jungs an ihren Instrumenten aber auch beim Texten sind.
Der Halbzeit-Song „keine liebe“ handelt vom Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz, der Unentschlossenheit zwischen dem Vertrauten und der fehlenden Liebe. Die Band selbst beschreibt die Single als ein Gefühl von „Brauchen und Nicht-Haben, Wollen und nicht Kriegen“. Etwas ruhiger als die zwei vorangegangenen Songs, aber trotzdem tanzbar, ein Talent welches die Band schon bei einigen ihrer Songs unter Beweis gestellt hat. Am 27. Mai kam das Musikvideo zu „keine liebe“ und zeigt sich mindestens genauso emotional und mit den gleichen Höhen und Tiefen wie der Song.
Gefolgt wird „keine liebe“ von der Liebeskummer-Ballade „mit mir“, einem theatralischen Song, in dem Jeremias Heimbachs Stimme lediglich von einem Piano begleitet wird. Der zuvor als Single erschienene Song behandelt das taube Gefühl von Trennungsschmerz und bricht mit seinem Sound mit dem roten Faden der restlichen EP. Aber trotz des leichten Stilbruchs wirkt der Song nicht fehl am Platz, sondern wie eine willkommene Abwechslung, die durch „keine liebe“ die richtige Einleitung gefunden hat.
Das Schlusslicht bildet der bisher unveröffentlichte Song „lass dich“, der von einer in Liebe endenden Beziehung erzählt und die trotz aller Einvernehmlichkeit mitschwingende Trauer perfekt einfängt. Besonders das Ende, welches auch den Abschluss der EP bedeutet, hat mich sehr beeindruckt. Die immer wieder kehrenden Zeilen „Schau, schau / Ich hab dich so gern / Ich lass dich sogar gehn‘“ münden in ein abruptes Ende, mit einer leichten aber vielsagenden Veränderung im Text: „Ciao, ciao / Ich hab dich so gern / Ich lass dich“. Der Abschied von einer Beziehung wird hier unglaublich gut in Worte gefasst und durch das plötzliche Ende musikalisch perfekt eingefangen.
„Alma“ ist eine fantastische EP, von einer Newcomer Band, von der wir in den kommenden Jahren mit Sicherheit noch eine Menge hören werden. Die Jungs sind ihrem Stil treu geblieben und haben sich trotzdem weiterentwickelt. Ich glaube, ausnahmslos jeder Song wird live sehr gut funktionieren, ob zum Tanzen, oder um die Feuerzeuge in die Höhe zu halten. Definitiv etwas worauf man sich in der Festivalsaison 2021 freuen kann!
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